Ich habe im Moment Osterferien, das heiß, Zeit genung mich mal wieder
ausführlich mit mir und meinem Gewicht zu beschäftigen. Nachdem ich
all die netten Beiträge gelesen habe, möchte ich jetzt auch mal meinen
"Senf" dazugeben.
Man nennt mich Dani. Ich bin 31, ca. 1,65 groß und wiege im Moment ca.
72 kg. Das klingt jetzt nicht soooo viel zu viel, der BMI ist irgendwo bei 26, also
habe ich fast Normalgewicht. Nur, 72 ist viel näher an 92 als 65.
Und 92 kg hatte ich, als ich 1994 (da war ich 23). Und da will ich nie wieder
hin.
Wie es zu den 94 kg kam?
Ich war eigentlich immer schon dick, schon als Kind bekam ich immer wieder zu
hören "Iss nicht so viel, du wirst zu fett" oder
"du wärst ja so ein nettes Kind, wenn du nicht so dick wärst".
Mein Kinderarzt wollte mich schon im zarten Alter von 9 Jahren auf Diät setzen.
Kann man vielleicht dadurch erklären, dass meine Mutter, die auch ein Leben
lang (mehr oder weniger erfolglos) gegen ihr Gewicht gekämpft hat, verhindern
wollte, dass es mir auch so geht. Na ja, hat nicht so wirklich gewirkt.
Irgendwie habe ich Essen immer schon mit Wohlfühlen verbunden und fand die
Idee, auf alles zu verzichten, was lecker ist, einfach nur furchtbar.
Als Teenager habe ich immer mal selbst versucht abzunehmen, bin aber immer wieder
daran gescheitert, dass ich's nicht durchgehalten habe (das waren immer alles
relativ strikte Reduktions-Diäten) und auch nie so richtig Erfolge zu sehen
waren. Schießlich habe ich dann nach außen hin gelebt, dass es mir
nichts ausmacht dick zu sein, dass ich das akzeptiert habe.
So richtig wahr war das aber nicht. Ich habe eigentlich immer schon die
Dünnen beneidet, die im Sommer keine Probleme haben, da ihre Beine nicht
aneinander reiben, die sportlich sind, die auch in Trägerhemdchen gut aussehen
und bei denen eben nicht bei jedem Schritt alles schwabbelt. Der erste wirkliche
Wendepunkt kam, als meine Oma 85 wurde. Das hieß zwei Tage lang feiern
und natürlich auch viel Essen. Danach ging wirklich keine Hose mehr zu, auch
nicht mit Gewalt, die Waage zeigte 92, das war der bisherige Höhepunkt, und so
konnte es nicht mehr weitergehen. Ich habe also mal wieder den Entschluss
gefasst, daran etwas zu ändern. Praktischerweise wurde gerade in der
"Freundin" eine nette Diät angeboten, an die ich mich einfach mal 10 Tage lang
gehalten habe. Und es hat funktioniert, ich bin satt geworden und habe
abgenommen. Nach dieser Zeit habe ich die leckeren Tage nochmal gemacht und
weiterhin nach dem Muster gegessen (fettarm, viel Obst und Gemüse) und
tatsächlich geschafft, 14 Kilo abzunehmen.
Zum ersten Mal seit der Kindheit hatte ich die "7" vorne, yeah.
Ich habe dann dadurch, dass ich aufs Essen geachtet habe, relativ lange mein
Gewicht gehalten und dann langsam wieder zugenommen, weil sich alte Fehler (zu
viele belegte Brote, zu viel Schokolade etc.) wieder eingeschlichen haben.
Und dann kam das Examen (1998). Ein Jahr lang mehr oder weniger bewegungslos am
Schreibtisch, viel Stress, (= viel Süßkram) da ich recht heftig an
Prüfungsangst leide und mich immer völlig verrückt mache.
Nachdem ich meine Examensarbeit abgegeben hatte (das waren die ersten 6 Monate),
ging keine Hose mehr zu. Und mir war klar, wenn ich auf die Art weitermache, bin ich
nach den Mündlichen (das wäre dann 6 Monate später) satt Richtung
100 unterwegs. Meine Freundin hatte gerade das BCM-Programm angefangen und
mich überredet mitzukommen. Ich war mehr als skeptisch, Pulvermampf, teuer,
das soll helfen?
Aber ich war verzweifelt genug. 84 kg zeigte deren Waage und jede Menge Fett
zuviel. Ich hab's versucht. Die ersten beiden Tage (da darf man nur Pulver
in Wasser zu sich nehmen) waren hammerhart. Aber wirksam, denn wer das
durchgehalten hat, der gibt nicht so einfach auf. Und danach habe ich konsequent
zweimal am Tag dieses Pulver in ein Milchprodukt gerührt, einmal richtig
gekocht und zwischen den Mahlzeiten nicht einmal Kaffee getrunken.
Ich habe in der Zeit 20 kg abgenommen, ohne dass es mir so richtig schwer gefallen
wäre. Das Zeug hat funktioniert. Ist ja auch kein Wunder, mehr als
1000 Kalorien kriegt man damit am Tag nicht zusammen. Und es hat deshalb
funktioniert, weil ich eben Null Bewegung hatte und ich mir beim Lernen nicht
groß Gedanken machen musste, was ich jetzt esse (nichts eben).
Die 64 Kilo konnte ich ungefähr eine Woche halten und mein Gewicht hat sich
dann auf ca 67 eingependelt. Ich habe versucht, mich weiterhin fettarm und
ausgewogen zu ernähren und habe das ganz gut hingekriegt.
Ich habe dann während des Referendariats zweimal den Versuch gemacht, mit
einer neuen Runde BCM mehr abzunehmen, habe aber relativ bald jedes Mal wieder
aufgegeben, weil mir die neue "Praxis" nicht zusagte (ich musste wechseln, weil
ich kein Auto hatte und meine Freundin aufgegeben hatte) und weil das Zeugs einfach
nicht ausreicht, wenn man Sport macht (ich hatte mit Kraft- und Ausdauertraining im
Fitness-Studio angefangen) und nicht nur am Schreibtisch hockt, sondern in der
Schule vor Kindern steht. Das braucht mehr als 1000 Kalorien. Ende von BCM.
Zum Abnehmen ok, aber wenn man die Mengen, die einem da beigebracht werden, zu
sich nimmt, ist man wenige Wochen später wieder ein zahlender Kunde.
2001 habe ich dann meine erste feste Stelle bekommen. Das hieß Umzug in
eine neue Stadt, erst einmal ohne meinen Mann. Das hieß Frust schieben,
denn die Schüler dort haben mir den Einstieg wirklich nicht leicht gemacht.
Das hieß dann auch Frustessen. Wochenendbeziehung, und da ließ
man es sich gut gehen. Und viel viel Arbeit.
Da ich ein Frust- und Stress-Esser bin und mich gerne mit Essen tröste,
ging mein Gewicht langsam aber stetig wieder hoch, bis auf 72.
Und da ist es jetzt seit einem Jahr und ich kriege es nicht wieder runter.
Die Jeans kneifen, ich fühle mich nicht so wohl damit und ich versuche
vergeblich, da etwas dran zu ändern.
Ich habe sogar die alte Freundin-Diät wieder rausgekramt. Immer noch lecker.
Aber hilft nicht mehr. Mag aber daran liegen, dass mir immer mal wieder der
eine oder andere Schokokeks dazwischen kommt, als "Nervennahrung".
Oder mal ein Bierchen oder ein Eis.
Denn ich bin leider nicht konsequent genug, darauf komplett zu verzichten.
Der letzte Versuch wäre ein weitere Anlauf mit der "Pampe", aber eigentlich
will ich das nicht. Ich kann das Zeug nicht mehr sehen und denke auch immer
noch, dass es mir nicht reicht, um einen anstrengenden Schultag zu überstehen.
Also versuche ich es weiterhin mit fettarmer Ernährung und viel Sport
(immer noch Krafttraining und Tischtennis). Und habe mir für die Zeit nach den
Ferien ganz fest vorgenommen, endlich mal konsequent nein zu sagen zu Schokolade in
jeder Form, Kuchen und fetten Käsebrötchen. Ich weiß, was gut
(bzw. nicht gut für mich ist). Mein Problem ist eher, dieses Wissen auch
umzusetzen. In Ruhezeiten wie Ferien schaffe ich das locker.
Aber sobald mich der Stress wieder packt, kann ich manchmal nicht anders, ich habe
dann Heißhunger-Attacken. Da ist dann wohl der Leidensdruck in Sachen
Übergewicht nicht groß genug, um dagegen anzukämpfen.
Viele Grüße
Daniela am 23.04.03
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