der innere Schweinehund 21.02.13 - Tag 10
Gestern lief eigentlich alles ganz gut und ich badete im Gefühl, alles im Griff zu haben.
Voll auf Kurs zu sein:
"Nächster Halt, Taille!"
Als mich abends der liebe innere Schweinehund ansprang und umschmeichelte wie schmieriger Vorstadt-Gigolo die letzte
Thekenschlampe kurz vor Kneipen-Schluss.
"Du willst es doch auch!", gurrte er und meinte das gar köstliche Petersilien-Pesto, das ich meiner Tochter zum
Mittagessen gemacht hatte. Zusätzlich zu einem nicht minder köstlichen Kidneybohnensalat.
Beides vegan ... und vegan, das darf man doch auch sicher, wenn man eine Pulverdiät macht, umnebelte der Schweinehund mein Hirn.
Nur ein Löffelchen Pesto ... lockte er mich in die Küche, wo ich mich dann unweigerlich in den Untiefen des
Kühlschranks verlieren würde.
Tapfer harrte ich am Computer aus.
Einfach ins Bett gehen ging nicht, da ich noch zu arbeiten hatte.
Hölle, Mitternacht, alles in mir schrie nach Pesto und ich hatte noch zu arbeiten.
Das ist wie Küche putzen mit schreiendem Säugling im Arm ... wer schon mal Kaffeepulver in die Spülmaschine gelöffelt und diese
dann angestellt hat, weiß was ich meine.
Am Ende hat man weder Kaffee, noch sauberes Geschirr, sondern weiterhin nur das plärrende Baby und einen Hass auf
die perfekten Muttis aus der Werbung.
Gut, ich blieb am Computer, puhlte sozusagen das Kaffeemehl wieder aus der Spüle und bekam die Kurve doch noch.
In die Küche ging ich sicherheitshalber nicht mehr, obwohl ich den Bohnensalat noch in den Kühlschrank stellen wollte.
Ich war mir nicht recht sicher, ob er am Ende wirklich im Kühlschrank stünde, ob am Ende noch irgendwas im Kühlschrank
stünde ... und so nahm ich billigend das Ableben des restlichen Bohnensalats in Kauf, ging einfach ins Bett und schlief mit
letzten sehnsüchtigen Pesto-Gedanken endlich ein.
Hölle!
Heute Morgen fiel mir dafür auf, dass ich meine Jeans beim Entkleiden nicht geöffnet hatte.
Es fiel mir auf, weil ich beim "Wiedereinstieg" fast auf der Nase landete ... aber hey, ja, ich komme auch ohne Öffnen wieder rein.
Toll!
Machen sich die (ersten!) 5 kg langsam echt bemerkbar.
Hust ... gebe ich jetzt zu, dass ich das mit den 5 kg so genau weiß, weil ich natürlich doch jeden Tag auf die Waage steige?!
Dass es richtig war, dem Pesto-Drang gestern nicht nachzugeben, beweist meine komplette Unlust auf Essen am Morgen.
Wäre das gestern Abend Hunger und keine Gier gewesen, wäre ich auch hungrig aufgewacht.
Ok, ja, und bevor Ihr Euch jetzt vor Neid verzehrt:
das ist eine Jeans in einer Größe 48
vermutlich auch noch einer Moppel-48 ... keine Ahnung, denn was Kleidung angeht, arbeite ich mit "Verdrängung".
Der Gedanke, irgendwann mal wieder in einer Boutique eine Jeans anzuprobieren und irgendwen zu fragen "macht die einen dicken
Hintern?" ist reizvoll. Derzeit kaufe ich eher was passt und sich dann mit einem wallenden Oberteil wieder verstecken lässt.
Ich erinnere mich an einen Einkaufsbummel mit einer Freundin, die damals, als ich noch rank und schlank war, sehr viel Gewicht
verloren hatte.
Ihr musste man regelrecht beibringen, nicht mehr alles zu verhängen, sondern Details zu betonen.
"Du, da ist jetzt eine Taille! Wie wäre es damit, das Shirt ein, zwei Größen kleiner zu nehmen und IN die Hose zu stecken, statt
es sackartig über den Bund fallen zu lassen?"
Danach haben wir Stunden in dieser Boutique verbracht, weil sie kaum noch aus dem Rausch herausfand, verschiedene
T-Shirts in verschiedene Hosen zu stecken.
Ihr Konto hat eine ganze Weile gebraucht, sich von diesem Rausch zu erholen ...
Ein Glück, dass ich noch Kleidung in allen Größen bis zur 38 auf dem Dachboden lagere ...
Mit noch mehr Glück, sind die Sachen genau dann auch wieder in, wenn ich wieder reinpasse ...
zurück zum Tagebuch-Beginn
weitere Diättagebücher
|
|