und täglich grüßt der Schweinehund 27.02.13 - Tag 16
Gestern war ich leise neugierig, was den Abend und meinen Schweinehund angeht.
Dieser vollkommen irrationale Hunger, der mich in den Abendstunden anspringt, den man eigentlich schon eher Fressgier
nennen kann.
In den Tagen in NRW hatte mich dieser Schweinehund ziemlich in Ruhe gelassen.
Evtl. ein Ansatzhebel, dass so etwas wie Stolz und Anstand ihn ausbremst.
Wobei es mich auch beruhigt, dass es bei mir immerhin nicht so weit ist, dass ich bei Freunden und Verwandten
plötzlich den Kühlschrank plündere und die Beute mit fettigen Fingern in mein gieriges Mäulchen stopfe und dann
glücklich vor mich hin kaue.
Bei einer Freundin ging das "Vertrauen" sogar so weit, dass ich neben der Gefrierkombination schlafen durfte, die aus unerfindlichen
Gründen im Gästezimmer steht.
Ich bin sehr stolz zu erwähnen, dass ich die Nacht ohne Gefrierbrand an den Lippen überstand und sogar sehr gut geschlafen
habe. Hier sah das dann gestern Abend prompt wieder ganz anders aus:
irgendwann gegen 19 Uhr liefen vor meinem inneren Auge all die kleinen Köstlichkeiten ab, die sich Dank des Einkaufs nun
im Kühlschrank befanden.
Und doch ist es anders als noch ganz zu Beginn der Pulverzeit:
ich wusste, dass ich nicht nachgeben würde.
In den ersten Tagen war ich noch insgeheim davon überzeugt, dass es nur eine Frage von Minuten oder Tagen sei,
bis ich einknicken und fressen würde.
Mittlerweile wächst meine Zuversicht, dass ich stattdessen an meinem Platz ausharre und den Kühlschrank Kühlschrank
sein lasse.
Es hilft mir dabei nicht, mir mein schlankes Ich zu visualisieren, wie ich in manchem Ratgeber gelesen habe, sondern mein
eklig fressendes, schlingendes, schmatzendes Ich.
Das mag ich dann nicht sein und so harre ich aus, bis es Zeit ist schlafen zu gehen.
Groß ablenken kann ich mich nicht - das ist, als sollte man bei Zahnschmerzen an eine bunt blühende Sommerwiese
denken, oder sich selbst ohne Zähne visualisieren ...
Was aber auch nett und machbar ist:
abends Sachen anprobieren, in die man gerne passen würde.
Dafür muss kaum ein Moppel extra einkaufen gehen - ein Griff in den hinteren Teil des Kleiderschranks reicht meist.
So fand ich ein Kleid, das ich mal behalten hatte, obwohl es zu eng war, weil es mir einfach zu gut gefiel und ich ja immer
schon der Hoffnung war, ganz bald wieder schlank zu sein.
In diesem Kleid und mit Wollsocken in den Pantoffeln ging ich zum Spiegel.
Ein Anblick, an dem meine Kinder sehr viel mehr Freude hatten als ich - zumindest nachdem ich ihnen die Angst nahm, dass ich
so ausgehen wollte.
Da meine Schienbeine im Winter sehr empfindlich sind und sich unermüdlich in einzelne staubtrockene Hautschuppen auflösen
möchten, verzichte ich auf die leidige Wadenrasur, so dass mein Kugelbauch gestern nicht das Highlight meiner Darbietung
war, sondern eher die ... Waden.
Nun ja, ich sah aus wie eine hochschwangere, etwas ungepflegte Irre in einem wirklich netten Kleid.
Ha!, sagte ich zu dem Kleid und dem Spiegel:
das wird unser Sommer!
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